Pfarrei St. Lukas

Franziskus-Statue im Innenhof

von Claudius Groß

Die Künstlerin Agnes Mann wurde an einem 4. Oktober, dem Gedenktag des heiligen Franziskus, geboren. Wiederholt brachte sie zum Ausdruck, dass diese Tatsache ihr Empfinden und künstlerisches Schaffen mit geprägt hat. Die Bronzeplastik des Heiligen im Atriumhof von St. Lukas veranschaulicht die innere Verbundenheit der Künstlerin mit dem Heiligen: Da steht ein Mensch mit nach außen gerichteter innerer Sammlung.


Die Geschichte hinter diesem Kunstwerk: Franz von Assisi war so etwas wie ein Troubadour Gottes. Manchmal konnte er nämlich, ergriffen durch die Worte »Allerhöchster, allmächtiger, guter Herr«, zwei Zweige aufheben und wie auf einer Geige darauf spielen. In der Franziskus-Biographie des Thomas von Celano kann man dies nachlesen: »Zuweilen aber machte er es also: Wenn der Geist in seinem Innern in süßer Melodie aufwallte, gab er ihr in einem französischen Lied Ausdruck, und der Hauch des göttlichen Flüsterns, den sein Ohr heimlich empfangen hatte, brach in einen französischen Jubelgesang aus. Manchmal hob er auch, wie ich mit eigenen Augen gesehen habe, ein Holz vom Boden auf und legte es über seinen linken Arm, nahm dann einen kleinen, mit Faden bespannten Bogen in seine Rechte und führte ihn über das Holz wie über eine n Geige. Dazu führte er entsprechende Bewegungen aus und sang in französischer Sprache vom Herrn. Diese ganzen Freudenszenen endeten häufig in Tränen, und der Jubelgesang löste sich in Mitleiden mit dem Leiden Christi. Dann seufzte der Heilige beständig, bis er schließlich die geringeren Dinge vergaß, die er in Händen hielt, und zum Himmel entrückt wurde.«


So wird über diesen Christen berichtet, an den sich viele keineswegs seiner Musik wegen bis heute erinnern. Es kommt einer Offenbarung des Göttlichen gleich, wenn der Biograph das spielerische Singen des Franziskus direkt auf eine Eingebung Gottes zurückführt. Franziskus empfand den Anklang des Göttlichen in der Musik, die die Seele des Menschen in Schwingung bringt. »Nehmt Gottes Melodie in euch auf.« Vermutlich kannte er diese Aufforderung eines Ignatius von Antiochien mehr als eintausend Jahre früher nicht, aber sie entspricht seiner Intuition oder gar der Inspiration durch Gott.


Die in seiner Biographie verdichtete und in Agnes Manns Kunstwerk veranschaulichte Episode spürt dem nach. Es geht nicht mehr nur um Musik, um Ohrenkitzel oder Ohrenschmaus, wie er es früher liebte und worüber die Erzählungen seiner ersten Gefährten berichten: »Als er herangewachsen und sein reger Geist erwacht war, übte Franziskus das Gewerbe des Vaters, das heißt das Kaufmannsgeschäft, aus, jedoch ganz anders, denn er war viel freigebiger und heiterer. Er tat sich mit Gleichgesinnten zusammen und durchzog, dem Spiel und Sang ergeben, Tag und Nacht die Stadt Assisi.« Die Musik versetzte ihn jetzt aber nicht mehr in Trance, sondern verband ihn mit der Transzendenz, die die menschliche Realität übersteigt und doch ganz real ist: Mit dem wirklichen Gott, der uns Menschen innerlicher ist als wir es oftmals spüren oder wahrhaben.


Dieses Gespür war Franziskus gegeben. Darauf hat er sich immer wieder eingestimmt, wenn es sein durfte auch auf die spielerische Art, die ihm eigen war. Franziskus hat die Stimme des Göttlichen zum Klingen gebracht - in seinem eigenen Leben und im Leben vieler anderer - bis heute. Sein Leben stimmte; das spüren wir mit vielen anderen bei Franziskus von Assisi. Sein Leben stimmte bis in sein Sterben. Eine Geige oder ein Instrument aus zwei Stöcken konnte er zuletzt nicht mehr in Händen halten. Er war jedoch eingestimmt auf die endgültige Begegnung mit dem Lebendigen, Auferstandenen. Eine Bildhauerin und Dichterin, Ruth Schaumann, hat diese Vollendung seines Lebens als Bitte für ihr eigenes Ende formuliert:


Eine Geige war die Stunde
Und dein Tod ein leiser Bogenstrich,
Brauner Mönch, des Heilands Seitenwunde
Senkt sich brennend über dich

Und umschließt dein Streben ohne Ende
Wie der Himmel alles Abendrot –
Bruder Franz, zu meinem Sterben sende
Mir den Duft von deinem Tod.


Die gar nicht statische Statue in St. Lukas ist im Blickfeld, wenn man auch für Augenblicke nur hinsieht. Sie kann jedes Mal etwas in mir ins Schwingen bringen, das in meinem Leben und auf meinen Wegen nachklingt: Ich nehme Gottes Melodie in mich auf. Ich stimme mich ab mit dem Wort Gottes, mit der Stimme Gottes in Jesus Christus, und stimme mein Herz immer wieder mal ein auf seine Wirklichkeit, die meine eigene Realität durchdringen will - damit mein Leben stimmt oder neu gestimmt wird.

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